WiYou - Ausgabe 04/2013 - page 13

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 4­2013
Foto: Oberflächentechnik Schlütter
Titel
13
Oberflächenbeschichter stellen mit unter­
schiedlichen Verfahren und Techniken
metallische Überzüge auf Metallen oder
Kunststoffen her.
Dauer: 3 Jahre
Voraussetzungen: gute Noten in den Natur­
wissenschaften – vor allem in Chemie, Interesse
für technische Prozesse, handwerkliches
Geschick, Teamfähigkeit, keine Überempfind­
lichkeit gegen Wärme und Gerüche
Chancen: Kfz­Zulieferindustrie
und Unternehmen der Schrau­
ben­ oder Werkzeugfertigung
beschäftigen Oberflächenbe­
schichter. Auch ist die Weiter­
qualifizierung zum Meister für
Galvanotechnik möglich.
Oberflächen­
beschichter
(m/w)
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Tagtäglich fahren große LKW aufs Werksgelände und bringen Nachschub:
„Das ist die unbehandelte Rohware, die meist aus Metallverarbeitungsbe­
trieben angeliefert wird und hier dann erstmal sauber gemacht werden muss.“
Das heißt, Verschmutzungen werden entfernt und die Rohteile entfettet. „Das
ist sehr wichtig, weil die Beschichtungen später sonst nicht an den Ober­
flächen halten würden.“ Michael muss dafür nicht jede Schraube einzeln put­
zen, sondern nur dafür sorgen, dass die Ladung gleich erstmal baden geht.
„Kleinteilige Rohware wird auf ein Förderband gekippt, größere Teile werden
einzeln aufgehangen und dann geht es in die erste Wanne, beziehungsweise
ins erste Bad. Dem Wasser werden verschiedene Chemikalien zugesetzt, wie
Salz­ oder Schwefelsäure zum Beispiel.“ Umso wichtiger ist es für Michael, ent­
sprechende Schutzkleidung zu tragen und konzentriert zu arbeiten. Spätes­
tens, wenn dann auch noch Strom ins Spiel, oder genauer: ins Wasser kommt.
Denn den Bädern wird noch mechanische oder eben elektrische Energie zu­
geleitet. „So werden alle Rückstände gelöst und die Oberflächen auf die fol­
gende Beschichtung vorbereitet. Dazu geht es dann weiter in die sogenannten
Aktivbäder.“
Das sind beispielsweise Kupfer­ oder Nickelbäder, je nach gewünschter Be­
schichtung.
Michaels Aufgabe ist es, die jeweiligen Anlagen zu bedienen und
den reibungslosen Ablauf der Beschichtungsprozesse zu überwachen. Dazu
gehört auch, die Zusammensetzung der Bäder regelmäßig zu kontrollieren und
gegebenenfalls zu regulieren, sowie das Abwasser zu neutralisieren. Dafür
Laborwerte zu nehmen und auszuwerten lernt man während der Ausbildung.
In Zella­Mehlis ist immer Badesaison. Zumindest für die Schrauben, Muttern und Co., die sich gleich tonnenweise in der Bäderlandschaft der Oberflächen­
technik Schlütter tummeln. Warum das allerdings eher ein ätzendes als ein schaumiges Planschvergnügen ist und dabei quasi auch ein Fön ins Wasser fallen
darf, erklärt Azubi Michael als angehender Oberflächenbeschichter.
Bademeister der Schrauben
Chemie ist deshalb nicht nur in der Theorie sehr wichtig. Im Umgang mit den
Säuren muss man genau wissen, was man tut. Um die Zusammensetzung der
Bäder zu berechnen, braucht Michael dann auch noch Mathe; sowie Infor­
matik für das Programmieren der Maschinen. Ansonsten zähle hier neben
dem technischen Verständnis auch das handwerkliche Geschick. „Hin und wie­
der muss man auch ein Teil schleifen und ein Musterstück vorbereiten oder
polieren und in der Galvanik zum Beispiel, einem anderen Bereich der Firma,
wird auch noch viel von Hand beschichtet. Auch das lernt man alles in der
Ausbildung. Gerade im ersten Lehrjahr läuft man noch viel mit, guckt erstmal
zu und übernimmt einfachere Tätigkeiten, wie Teile aufhängen oder Gestelle
bestücken und übt die handwerklichen Grundfähigkeiten.“ Michael hat das
schon alles hinter sich und sich dabei so gut angestellt, dass er die Anlagen
jetzt schon relativ eigenständig fahren, also bedienen darf. „So mit den großen
Maschinen fängt es dann auch richtig an Spaß zu machen. Im Gegensatz zum
Saubermachen. Das gehört hier auch dazu und ist, besonders wenn es an die
großen Schlammbäder geht, nicht wirklich eine meiner Lieblingsbeschäfti­
gungen.“ Trotzdem ist sich Michael sicher, als Oberflächenbeschichter einen
Beruf mit Zukunft gefunden zu haben – der nicht nur zu seinen Interessen son­
dern auch zu seiner eigenen Lebensplanung passt. „Man hat hier verschiede­
ne Möglichkeiten, kann weiter als Facharbeiter an den Anlagen arbeiten, sich
weiterbilden oder auch ein Studium anschließen. Für mich war erstmal wich­
tig, dass ich nach der Ausbildung übernommen werde. So kann ich Berufser­
fahrung sammeln. Wie es dann später weitergeht, weiß ich jetzt aber noch
nicht. (mü)
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