WiYou - Ausgabe 04/2013 - page 21

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 4­2013
Foto: Kalas
Schwerpunkt
21
Fahrzeuglackierer beschichten und gestalten
Fahrzeuge, Aufbauten und Spezialeinrichtungen
mit Lacken, Beschriftungen, Signets, Design­
oder Effektlackierungen.
Voraussetzungen: körperliche Belastbarkeit,
handwerkliches Geschick und gute
Fingerfertigkeit, gutes räumliches
Vorstellungsvermögen, genaues Arbeiten,
Kreativität, Spaß an Farbe und Gestaltung
Chancen: nach der dreijährigen Lehre
Weiterbildung zum Techniker oder
Meister, bzw. Spezialisierung zum
Beispiel für Tuning oder
Werbung
Fahrzeug­
lackierer
(m/w)
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Stefanie ist 24 Jahre alt und hat gerade ihre Lehre zur Fahrzeuglackiererin
abgeschlossen:
„Das war schon immer mein Traumberuf, auch wenn es im
ersten Anlauf leider nicht geklappt hat und ich erstmal eine Malerlehre ge­
macht habe. Die Richtung stimmte da zwar, aber das Richtige war es noch
nicht. Die Arbeit hier einfach viel abwechslungsreicher. Jeder Lack, jedes Auto
und jeder Kratzer sind anders.“
Apropos, wie kriegt man die denn nun wieder weg?
„Erstmal gucke ich mir
den Schaden genau an, stelle fest, wie tief er ist und welche Bereiche betrof­
fen sind. Dazu suche ich mir dann die passenden Materialien und Arbeits­
geräte. Da gibt es für jeden Untergrund, wie etwa Kunststoff oder Metall, ei­
gene.“ Bevor es an die eigentliche Schadstelle geht, werden noch die
angrenzenden Bereiche abgeklebt. Dann wird geschliffen, nach Bedarf ge­
spachtelt und gefüllert, getrocknet und immer wieder gereinigt und geschlif­
fen, bis die Oberfläche wieder perfekt glatt ist. Wer hier nicht genau arbeitet,
bereut das anschließend in der Lackierkabine. Denn dort wird jede Uneben­
heit, jede Ecke oder Schleifkante sofort wieder sichtbar und man muss noch
einmal von vorn anfangen. Geht alles glatt, wird mit der Farbpistole dann end­
lich der Lack aufgetragen, und zwar nicht nur auf den ehemaligen Kratzer, son­
der auf das gesamte Karosserieteil. Uni­, Effekt­ oder Metalliclack – von der
Farbauswahl ganz zu schweigen – damit es am Ende ein einheitliches Lackbild
gibt, muss man sich genau an den Farbcode des jeweiligen Fahrzeugs halten.
Mithilfe eines Computerprogrammes werden die Farben dann entsprechend
gemischt. Meist gibt es erst einen Basislack und danach einen Klarlack. „Das
Krrrzt. Schneller als du gucken kannst, ist es passiert: Beim Ausparken nicht an den Zaun gedacht und schon schmückt ein Kratzer dein kleines Auto. Was nun?
Vielleicht mit Edding übermalen? Oder Nagellack drüber pinseln? Oder besser doch mal schnell Stefanie besuchen. Die ist als Fahrzeuglackiererin bei Kalas ­
Karosserie & Lackservice in Erfurt schließlich eine echte Fachfrau, was das „Kratzer­verschwinden­lassen“ angeht.
Lack doch mal
Lackieren ist natürlich der Teil, der ammeisten Spaß macht“, sagt Stefanie. „Es
sieht einfach schön aus, vor allem, wenn die Farben anfangen zu glänzen und
zu glitzern, da bin ich dann einfach ein richtiges Mädchen und freue mich beim
abschließenden Polieren über das Gefunkel.“ Dass sie dabei eigentlich nur
männliche Kollegen hat, stört sie überhaupt nicht. „Man muss sich schon be­
haupten können und darf nicht so empfindlich sein, gerade weil man sich bei
der Arbeit auch schmutzig macht oder körperlich richtig gefordert ist.“ Etwa,
wenn man den ganzen Tag auf den Beinen ist, in Kabinen, die sich beim
Trocknen bis zu 70 Grad aufheizen, zu tun hat, oder stundenlang in einer sehr
unbequemen Körperhaltung arbeiten muss. Deshalb gehört zum Beispiel in
der Berufschule – die einzige für Fahrzeuglackierer in Thüringen steht in
Eisenach – auch Kraftsport zum Unterricht. Aber auch der Kopf ist dort ordent­
lich gefordert. Man lernt alles über die verschiedenen Untergründe und
Bearbeitungs­ und Gestaltungsmöglichkeiten. Außerdem gehört zum Beruf
des Fahrzeuglackierers zum Beispiel auch das Bekleben, Anbringen von Wer­
bung oder Tuning.“ Als Fahrzeuglackierer muss man zudem auch mal einen
Scheinwerfer ein­ und ausbauen oder eine Delle ausbeulen können. Das ist
alles schon sehr umfangreich.“ Vor allem in der Praxis darf man dabei den
Arbeitsschutz nicht vergessen. Atemmasken und Schutzkleidung beispielswei­
se sind bei Farbnebel und Schleifstaub Pflicht. Trotzdem macht sich Stefanie
über ihre Gesundheit Gedanken. „Das hier ist mein absoluter Traumjob und
in demmöchte ich natürlich auch erstmal arbeiten, mich noch verbessern und
den Techniker oder Meister machen, aber dass ich für den Rest meines Lebens
in der Lackierkabine stehen werde, glaube ich nicht.“ (mü)
1...,11,12,13,14,15,16,17,18,19,20 22,23,24,25,26,27,28,29,30,31,...52
Powered by FlippingBook