WiYou - Ausgabe 04/2013 - page 20

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 4­2013
Foto: Manuela Müller
Schwerpunkt
20
„Natürlich ist das nicht die übliche Vorgehensweise,
um so einen Schaden zu
beheben, aber wenn nicht gleich das passende Ersatzteil zur Hand ist und der
Kunde sein Auto dringend braucht, kann man ihmmit so einer Notlösung we­
nigstens kurzfristig weiterhelfen“, erklärt Thomas. Solche Basteleinsätze seien
jedoch nicht der Alltag. Bei Automobile Peter in Erfurt, wo der angehende KFZ­
Mechatroniker im dritten Jahr sein Handwerk lernt, geht es hauptsächlich um
Inspektionen und Service­ beziehungsweise Wartungsarbeiten. „Dazu gehört,
das Fahrzeug vom Kunden in Empfang zu nehmen und sich dabei einen ersten
Überblick über mögliche Probleme zu verschaffen. Dann geht es in die
Werkstatt. Jeder Autohersteller hat eigene Wartungspläne, die dort abgear­
beitet werden müssen. Das fängt meist mit dem Ölwechsel an, danach werden
Bremsflüssigkeit und Luftfilter kontrolliert und nach Bedarf ausgetauscht. Die
Fahrzeugbeleuchtung, die Bremsen, die Räder – alles wird überprüft. Das
klingt nicht so spektakulär, aber mir macht es trotzdem Spaß, vor allem, wenn
dann doch mal etwas nicht nach Plan läuft, sich irgendwo ein kleiner Fehler
versteckt und man nicht auf Anhieb darauf kommt, warum die Wischer sich
nicht bewegen oder irgendwo die Elektronik versagt. Wenn man sich da in­
tensiv auf Fehlersuche begibt, alles auseinandernimmt und einfach nicht weiß,
woran es liegt, ist der Ehrgeiz gepackt.“ Und sucht Thomas solange weiter, bis
der Fehler gefunden ist. Das habe bis jetzt noch jedes Mal geklappt und freue
einen umso mehr, je länger man gesucht hat.
Man müsse aber unbedingt Interesse an der Technik haben,
sonst sei man
in diesem Beruf falsch. Auch in der Berufsschule, für die es im Dreiwochen­
rhythmus nach Nordhausen geht, macht sich das bemerkbar. „Wir haben ver­
schiedene Lernfelder, die sich dann zum Beispiel mit Elektrotechnik, Fahrzeug­
technik und der Theorie der Instandhaltung befassen. Man kommt da gut
durch, wenn man in Mathe und Physik fit ist und sich für technische Zusam­
menhänge, wie zum Beispiel den Aufbau von Schaltungen, interessiert.“
In der Praxis fängt man mit kleineren Sachen an,
wechselt Räder und Öl, stellt
Bremsen ein oder tauscht sie aus, bis man sich in den weiteren Lehrjahren
auch immer mehr mit der Elektronik befasst. „Die Fahrzeuge entwickeln sich
immer weiter, das macht sich natürlich auch in der Ausstattung bemerkbar
und hat damit auch ständig Einfluss auf die Arbeit. Man darf nicht stehenblei­
ben und muss sich immer weiterbilden, nicht nur, wenn man später noch den
Meister oder Techniker anschließen will, sondern auch, wenn man in der
Werkstatt nicht den Anschluss verlieren möchte.“ Thomas würde nach seiner
Ausbildung gern weiter als KFZ­Mechatroniker arbeiten. „Man hat in diesem
Beruf viele verschiedene Möglichkeiten, kann sich zum Beispiel auf Kom­
munikationstechnik spezialisieren oder auch zum Verkäufer umschulen.“
Letzteres kommt für Thomas aber eher nicht in Frage. „Ich bin der praktische
Typ und habe mich schon immer für Technik interessiert. Nach mehreren
Praktika in Kfz­Werkstätten war ich mir sicher, dass das hier der richtige Beruf
für mich ist. Ich würde nicht Hebebühne gegen Verkäufer­Schreibtisch eintau­
schen wollen. Nicht mal zur Reifensaison, die bald wieder ansteht. Zweimal
im Jahr machen wir tagelang nichts anderes, als Räder wechseln.“ Das sei kör­
perlich echt anstrengend, aber kein Grund, den Beruf zu wechseln. (mü)
Mal eben schnell die Drallkappen eines Dieselmotors reparieren mit nicht mehr als einem Kuli und ein bisschen Draht? Was nach der 80iger Jahre Kultserie
um Angus MacGyver klingt, hat in der Realität aber nichts mit Drehbuchautoren zu tun, sondern mit einem KFZ­Mechatroniker, der sein Handwerk versteht,
so wie der 18­jährige Azubi Thomas.
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Kraftfahrzeugmechatroniker prüfen fahrzeug­
technische Systeme, führen Reparaturen aus
und rüsten Fahrzeuge mit Zusatzeinrichtungen,
Sonderausstattungen und Zubehörteilen aus.
Dauer: 3,5 Jahre
Voraussetzungen: gute Noten in Mathe und
Physik, technisches Interesse, handwerkliches
Geschick, körperliche Belastbarkeit,
zuverlässiges Arbeiten, gutes Gehör
Chancen: Wer sich als KFZ­Mechatroniker
selbstständig machen möchte, muss
die Meisterausbildung erfolgreich
abschließen. Alternativ bieten sich
verschiedene Spezialisierungen oder
Weiterbildungen zum Beispiel zum
TÜV­Prüfer.
Kfz­Mecha­
troniker
(m/w)
Der Hebebühnen­MacGyver
1...,10,11,12,13,14,15,16,17,18,19 21,22,23,24,25,26,27,28,29,30,...52
Powered by FlippingBook